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In Deutschland wird derzeit intensiv über die Fortsetzung des Digitalpakts diskutiert, um Schulen fit für die digitale Zukunft zu machen. Immer wieder steht dabei die Ausstattung aller Schülerinnen und Schüler mit Tablets im Fokus. Doch ist mehr Technik wirklich die Lösung für bessere Bildung? Wissenschaftler fordern stattdessen mehr Wissen und ein durchdachtes Medienerziehungskonzept.
Dr. Rüdiger Maas (Institut für Generationenforschung, Augsburg), Prof. Dr. Christian Montag (Universität Ulm) und Prof. Dr. Klaus Zierer (Universität Augsburg) haben in ihrem Buch „Das Digital-Dilemma“ die Auswirkungen der Digitalisierung auf Kinder und Jugendliche untersucht. Ihr Fazit: Digitalisierung muss geplant und sinnvoll gestaltet werden, um ihren Nutzen voll zu entfalten. Die Forscher zeigen auf, dass übermäßiger und unstrukturierter Technologieeinsatz langfristig zu Konzentrationsproblemen, verminderter Lernfähigkeit und einer Reduzierung von sozialen Interaktionen führen kann. Zudem sei belegt, dass Schüler durch handschriftliche Notizen Lerninhalte besser behalten als durch digitale Mitschriften.
Die Wissenschaftler kritisieren, dass die Bildungspolitik in den letzten Jahren zu stark auf die Frage der technischen Ausstattung fokussiert war, ohne zu überlegen, wie digitale Medien sinnvoll in den Unterricht integriert werden können. Dabei zeigen Studien, dass bereits Zwölfjährige flächendeckend Zugang zu digitalen Endgeräten haben. Entscheidend ist jedoch, dass sie lernen, Informationen kritisch zu hinterfragen, Fake News zu erkennen und digitale Werkzeuge kreativ zu nutzen. Maas, Montag und Zierer warnen davor, dass Kinder, die frühzeitig unbegrenzt mit digitalen Medien konfrontiert werden, oft Schwierigkeiten haben, sich auf komplexe Themen zu konzentrieren und diese tiefgehend zu durchdringen.
Anstatt jedes Kind mit einem Tablet auszustatten, plädieren die Experten für einen durchdachten Einsatz digitaler Medien. Sie schlagen unter anderem folgende Maßnahmen vor:
Ein Smartphone-Verbot für Unter- und Mittelstufen zur Minimierung von Ablenkung und zur Förderung sozialer Interaktion.
Ein Medienerziehungskonzept, das Kindern und Jugendlichen digitale Kompetenzen vermittelt und sie gleichzeitig zu einem kritischen Umgang mit digitalen Informationen befähigt.
Gezielter Einsatz schulischer Geräte statt einer privaten Ausstattung, um Ablenkung zu reduzieren und die didaktische Nutzung zu optimieren.
Fokus auf analoge Lernmethoden, insbesondere beim Lesen und Schreiben, da komplexe Inhalte auf Papier oft besser verstanden werden.
Nicht nur Schülerinnen und Schüler müssen geschult werden – auch Lehrkräfte benötigen Fortbildungen, um digitale Medien sinnvoll einzusetzen und digitale Kompetenzen zu vermitteln. Gleichzeitig sollten sie von technischen Wartungsaufgaben entlastet werden. Auch Eltern spielen eine wichtige Rolle: Sie sollten ihre Kinder dabei unterstützen, einen bewussten Umgang mit digitalen Medien zu entwickeln und lernen, wann es sinnvoll ist, das Gerät beiseitezulegen. Das Buch zeigt, dass Kinder, die von klein auf klare Regeln im Umgang mit digitalen Medien haben, bessere Selbstregulationsfähigkeiten entwickeln und sich leichter in komplexe Themen einarbeiten können.
Die Wissenschaftler fordern politische Entscheidungsträger auf, den Fokus nicht auf die bloße Anschaffung von Technik zu legen, sondern auf die Vermittlung von Medienkompetenz. Nur wenn Kinder lernen, digitale Werkzeuge kritisch und kreativ zu nutzen, sind sie wirklich auf die Zukunft vorbereitet. Es braucht also nicht einfach mehr Tablets – es braucht mehr Wissen. Abschließend betonen Maas, Montag und Zierer, dass Digitalisierung nicht Selbstzweck sein darf, sondern ein Werkzeug, das bewusst und sinnvoll eingesetzt werden muss, um den größtmöglichen Bildungserfolg zu erzielen.