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Den Nachwuchs am ersten Schultag zu Fuß in die Schule schicken und das Beste hoffen? Das klingt zwar einfach, ist jedoch keine gute Idee. Schließlich lauern zahlreiche Gefahren auf Kinder, die zum ersten Mal allein unterwegs sind. Ohne Vorbereitung gestaltet sich der Schulweg für sie daher umso schwieriger. Nicht nur besteht das Risiko, sich zu verlaufen und erst nach dem Stundenklingeln in den Klassenraum zu kommen. Auch Unfälle können drohen, wenn der Nachwuchs sich im Straßenverkehr unsicher oder überfordert fühlt. Möchtet Ihr den Schulweg für Eure Kinder so sicher wie möglich gestalten, können die folgenden Tipps und Tricks Euch weiterhelfen.
Noch vor ein paar Jahrzehnten war es üblich, dass Kinder den Weg in die Schule zu Fuß meistern mussten. Heute erzeugt der Gedanke, dass der Nachwuchs den Schulweg allein zurücklegt, bei so manchem Elternteil ein ungutes Gefühl. Die Strecke ist doch ziemlich lang, draußen ist es morgens vielleicht noch dunkel oder zumindest ein wenig frisch.
Alles gute Gründe, um das Kind doch schnell mit dem Auto bis vor das Schultor zu fahren. Das sah 2024 zumindest ein Viertel der Eltern von Grundschülern so. Den Nachwuchs zur Schule zu bringen, scheint zunächst besonders sicher und bequem zu sein. Allerdings erhöht sich durch die Vielzahl an „Elterntaxis“ das Verkehrsaufkommen rund um die Schule. Dadurch steigt auch die Unfallgefahr für die Kinder.
Ein weiteres Problem: Schülern, die ausschließlich mit dem Auto zur Schule gelangen, fehlt die Chance, sich zu beweisen und dadurch Selbstvertrauen zu gewinnen. Den Schulweg zu Fuß zu meistern, ist schließlich eine Aufgabe, an der Kinder wachsen können. Sie erarbeiten sich ein Stück Selbstständigkeit, was das Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten stärkt.
Auch dem „schulischen Sozialleben“ ist es zuträglich, wenn der Nachwuchs zur Schule läuft. Zumindest dann, wenn er unterwegs auf Schulkameraden trifft. Gegenseitig können sie sich erzählen, was sie am Vortag gemacht haben oder am nächsten Tag planen. Aus diesem „kindlichen Smalltalk“ können leicht Freundschaften erwachsen. Wer dagegen nur mit dem „Elterntaxi“ zur Schule kommt, verpasst diese Gelegenheit, Kontakte abseits von zu Hause oder dem Klassenzimmer zu knüpfen.
Bis sich Kinder dabei wohlfühlen, den Schulweg allein zu Fuß zu gehen, braucht es viel Übung. Die Strecke ein- oder zweimal mit dem Nachwuchs abzulaufen, reicht dafür nicht aus. Sinnvoller ist es, wenn Ihr mit dem Schulwegtraining bereits in der Kindergartenzeit beginnt. Das mag sich übertrieben anhören, gibt dem Kind jedoch ausreichend Zeit, um sich auf die vor ihm stehende Aufgabe vorzubereiten.
Übt mit Eurem Nachwuchs den Schulweg schon mehrere Monate oder zumindest Wochen, bevor die Einschulung vor der Tür steht.
Aber Achtung: Wer ausschließlich in den Ferien den Weg zur Schule abläuft, kann nicht unter „realen Bedingungen“ trainieren. Schließlich ist das Verkehrsaufkommen insbesondere rund um die Schule in der Ferienzeit deutlich geringer als an Schultagen. Genauso ist vormittags auf den Straßen oft weniger los als morgens oder am Nachmittag.
Schreitet den Weg zur Schule deswegen zu verschiedenen Zeiten ab – auch in den Abendstunden. Dadurch gewöhnt Ihr Euer Kind daran, den Schulweg bei Dämmerung oder Dunkelheit zu meistern.
Den Nachwuchs auf den Schulweg vorbereiten
Bevor Ihr mit Eurem Nachwuchs zum ersten Mal den Weg zur Schule ablauft, erklärt ihm Euer Vorhaben. Weiß er nicht, warum Ihr die Strecke mit ihm geht, fehlt ihm die nötige Aufmerksamkeit. Was Ihr für das Schulwegtraining haltet, ist für Euer Kind dann vielleicht nur ein lustiger Spaziergang.
Um das zu vermeiden, nehmt Euch Zeit und besprecht mit Eurem Nachwuchs, dass Ihr
Vermittelt Eurem Kind auch, warum Ihr das Schulwegtraining wichtig findet. Es soll verhindern, dass sich das künftige Schulkind unsicher und unwohl fühlt. Gleichzeitig dient das mehrmalige Üben dazu, die Sicherheit im Straßenverkehr zu erhöhen und dadurch die Unfallgefahr zu senken.
Sinnvoll ist es außerdem, diese Dinge kurz vor dem ersten Schulwegtraining anzusprechen. Allerdings sollte das Kind dabei nicht abgelenkt sein. Zieht ihm Schuhe und Jacke entweder vor oder nach dem Gespräch an. Ansonsten riskiert Ihr, dass Euer Nachwuchs, statt Euch seine Aufmerksam zu schenken, mehr auf seine Schnürsenkel oder einen störrischen Reißverschluss achtet.
Dauert der Schulweg zu Fuß eine Stunde oder mehr, kommt der Nachwuchs bereits ausgelaugt im Klassenraum an. Andersherum ist der kürzeste Weg nicht unbedingt der sicherste. Beginnt mit Eurem Kind das Schulwegtraining, indem Ihr nach einem Kompromiss sucht: eine nicht zu lange und dennoch sichere Strecke.
Nutzt zunächst eine Karten-App, um Euch verschiedene Wege anzuschauen, die von Eurem Zuhause zur Schule führen. Wählt anschließend diejenigen, die abseits vielbefahrener Straßen liegen.
Empfehlenswert sind Strecken, die sich hinsichtlich baulicher und gestalterischer Maßnahmen für Schulkinder eignen: Zum Beispiel machen Verkehrsinseln sowie Fußgängerampeln und Fußgängerüberwege das Überqueren von Straßen einfacherer und sicherer. Bremsschwellen reduzieren die Fahrgeschwindigkeit von Autos und Motorrädern. Poller, Absperrgitter und Pflanzkübel sorgen dafür, dass sich Schulkinder und andere Verkehrsteilnehmer gegenseitig besser sehen können.
Ebenso lohnt sich bei der Suche nach einem sicheren Schulweg der Blick auf die Straßenlaternen. Insbesondere in der Herbst- und Winterzeit ist es nämlich oft noch dunkel, wenn der Nachwuchs zur Schule läuft. Beim Rückweg kann es bereits dämmern. Der Schulweg fühlt sich deshalb umso sicherer an, wenn die Straßenbeleuchtung die gesamte Strecke erhellt.
Tipp: Gibt es mehrere Wege zur Schule, die Euch sicher erscheinen, zeigt sie Eurem Kind am besten alle. Dadurch kann es später die Strecke nach Belieben variieren. Versperrt beispielsweise eine Baustelle den vertrauten Schulweg, läuft der Nachwuchs einfach eine der Alternativrouten.
Selbst auf einem sicheren Schulweg können Gefahren auf den Nachwuchs lauern. Schließlich werden Grundschüler aufgrund ihrer geringen Körpergröße leicht von anderen Verkehrsteilnehmern übersehen. Andersherum kann es Kindern schwerfallen, Hindernisse zu überblicken und Situationen richtig einzuschätzen. Das hängt mit der kindlichen Wahrnehmung zusammen – dazu später mehr.
Dazu kommt, dass Kinder Gefahrenstellen oft nicht kennen. Sie wissen etwa nicht, dass eine Grundstückseinfahrt aufgrund eines herausfahrenden Autos ein mögliches Sicherheitsrisiko ist. Weist beim Ablaufen des Schulwegs daher auf Gefahren hin, die aus Erwachsenensicht offensichtlich wirken. Zum Beispiel schlecht einsehbare Straßeneinbiegungen oder leicht zu übersehende Einfahrten zu Tiefgaragen oder Supermarktparkplätzen.
Erklärt Eurem Kind beim Schulwegtraining daher nicht nur die Verkehrsregeln, sondern vermittelt ihm auch ein gesundes Gefahrenbewusstsein. Zum Beispiel könnt Ihr ihm aufzeigen, was passiert, wenn es achtlos auf die Fahrbahn läuft: Ein Unfall droht und mit ihm schwere Verletzungen. Sogar Lebensgefahr kann bestehen.
Gebt Eurem Kind zu verstehen, dass auch Erwachsene unaufmerksam sein und etwas falsch machen können. Auf seinem Schulweg muss der Nachwuchs daher mögliche Fehler anderer Verkehrsteilnehmer „mitdenken“. So sollte er beispielsweise nicht davon ausgehen, dass ein Auto automatisch anhält, wenn die Ampel auf Rot umschaltet.
Bringt Eurem Nachwuchs daher bei, beim Überqueren der Straße nach rechts und links zu schauen – unabhängig davon, ob die Ampel grün leuchtet. Insbesondere auf Straßen, die statt einer Ampel nur einen Zebrastreifen aufweisen oder auf beides verzichten, ist dieser Rechts-Links-Blick unerlässlich.
Beim Schulwegtraining die möglichen Gefahren zu erläutern, soll den Nachwuchs in mehrfacher Hinsicht auf diese vorbereiten. Er lernt, was im Ernstfall passieren kann. Dadurch fällt es ihm leichter, schnell auf die jeweilige Situation zu reagieren. Ohne diese Vorbereitung besteht im Straßenverkehr ein höheres Unfall- und Verletzungsrisiko. Schließlich brauchen Kinder im Vergleich zu einem Erwachsenen doppelt so lange, bis sie reagieren. In Extremsituationen kann sich die Reaktionszeit sogar verdreifachen.
Da Kinder, wie bereits angesprochen, Gefahren auf dem Schulweg unabsichtlich übersehen können, ist es wichtig, ihnen neben den Verkehrsregeln auch das richtige Verhalten im Straßenverkehr beizubringen.
Sagt Eurem Kind explizit, was es auf dem Schulweg nicht tun darf, zum Beispiel
Aber Achtung: Ein Verbot, das Kinder nicht nachvollziehen können, vergessen sie schnell wieder. Versucht daher, den Sinn hinter jeder einzelnen Regel zu erläutern.
Dabei solltet Ihr Euch in Euren Nachwuchs hineinversetzen. Aus Erwachsenensicht klingt „Bleib nicht auf der Straße stehen, weil das gefährlich ist“ sinnvoll. Jedoch verstehen Kinder nicht, worin genau die Gefahr besteht. Die bessere Erklärung wäre daher: „Bleib nicht auf der Straße stehen, weil Dich ein Auto anfahren könnte“.
Geht mit dem Kind neben einem Fahrradweg und erklärt ihm, wozu dieser gut ist und worauf es achten muss. Zum Beispiel, dass Fahrräder deutlich schneller als Fußgänger unterwegs sind und daher „plötzlich“ auftauchen können – und dass nicht alle klingeln, um auf sich aufmerksam zu machen.
Reagiert ein Kind verspätet auf eine herannahende Gefahr, rutscht Eltern sprichwörtlich das Herz in die Hose. Auf den Schock reagiert so mancher mit harschen Worten. Mit dem vermeintlich unaufmerksamen Nachwuchs zu schimpfen, ist jedoch aus mehreren Gründen kontraproduktiv:
Macht Euch deshalb klar, dass Kinder Gefahren nicht unbedingt aufgrund von fehlender Aufmerksamkeit übersehen. Ihr Gesichtsfeld ist deutlich eingeschränkter als das eines Erwachsenen. Ein herannahendes Auto, das Ihr im Augenwinkel seht, nimmt der Nachwuchs oft nicht wahr.
Auch das Gehör von Kindern ist im Hinblick auf die Verkehrswahrnehmung noch ungeschult. Ein warnendes Hupen oder Bremsgeräusch können sie oft weder aus der herrschenden Geräuschkulisse herausfiltern noch auf sich beziehen. Gleiches gilt für schrille Fahrradklingeln und Warnrufe.
Bedenkt außerdem, dass Kinder sich und ihre Umwelt anders wahrnehmen als Erwachsene. Zwar entwickeln sie bereits im Kindergartenalter ein solides Selbstkonzept – bis ins späte Grundschulalter ist ihre Selbstwahrnehmung jedoch noch stark „ich-bezogen“. Das bedeutet, sie übertragen ihre eigene Wahrnehmung auf andere. Wenn Kinder auf der Straße ein Auto sehen, sind sie also beispielsweise davon überzeugt, der Autofahrer müsse sie ebenfalls sehen.
Versucht aus diesen Gründen, den Schulweg mit den Augen Eures Kindes zu sehen. Dafür kann es sinnvoll sein, sich gelegentlich hinzuhocken, um mit dem Nachwuchs auf Augenhöhe zu sein.
Ob Euer Kind das Rechnen, Lesen, Schreiben oder den Schulweg lernt – selten klappt alles schon beim ersten Mal reibungslos. Stellt Euch daher darauf ein, den Weg in die Schule zusammen mit Eurem Nachwuchs mehrmals zurückzulegen und jedes Mal sämtliche Erklärungen zu wiederholen.
Warum? Kinder lassen sich schnell ablenken. Statt Euch dabei zuzuhören, wie Ihr die Verkehrsregeln erklärt, beobachten sie also vielleicht einen vorbeilaufenden Hund oder einen Fahrradfahrer. Unermüdliche Wiederholung erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass Euer Nachwuchs alles Wichtige mitbekommt.
Möchtet Ihr verhindern, dass Euer Kind unterwegs unaufmerksam wird, bezieht es immer wieder ein. Steht mit ihm zum Beispiel an einer Ampel und fragt es nach der Ampelfarbe. Erklärt in diesem Zusammenhang auch gleich, dass eine rote Ampel „Stopp“ bedeutet, eine grüne Ampel „Laufen“ heißt und dass trotz grüner Ampel auf Autos geachtet werden muss.
Ein weiterer Tipp für den sicheren Schulweg: Euer Kind sollte einem zügigen Tempo gehen. Es sollte zwar unterwegs nicht rennen, jedoch ebenso wenig bummeln. Eine langsame Gehgeschwindigkeit erhöht nämlich nicht nur das Risiko, zu spät zur Schule zu kommen, sie kann auch andere Verkehrsteilnehmer behindern und die Unfallgefahr erhöhen. Das gilt vor allem beim Überqueren einer Straße.
Mit diesen Tipps bleibt der sichere Schulweg im Gedächtnis
Möchtet Ihr sichergehen, dass Euer Kind sich merkt, was Ihr ihm während des Schulwegtrainings beibringt, nutzt die folgenden Tricks:
Möchtet Ihr das Schulwegtraining möglichst realistisch gestalten, verzichtet besser darauf, Euer Kind an die Hand zu nehmen. Lauft lieber entspannt neben ihm her oder gar ein paar Schritte hinter ihm.
Sinnvoll kann es außerdem sein, das Ablaufen des Schulwegs zu einer spielerischen Prüfung zu machen. Das funktioniert allerdings erst nach ausgiebiger Übung. Erklärt Eurem Kind dafür, dass es den Weg ohne Hilfe bewältigen soll und Ihr nur im Notfall eingreift. Hält es sich vorbildlich an alle Regeln, wartet zum Schluss eine kleine Belohnung. Der gemeinsame Besuch im Eiscafé eignet sich als Motivation.
Macht der Nachwuchs während dieses Probelaufs Fehler, solltet Ihr nicht schimpfen. Klärt ihn darüber auf, wo er sich beim nächsten Mal verbessern kann, und stellt eine neue „Prüfung“ in Aussicht. Euer Kind kann sich so auf die nächste Chance freuen, sein Können unter Beweis zu stellen. Das verhindert, dass es sich nach einem Rückschlag niedergeschlagen fühlt und aufgibt.
Tipp: Selbst wenn das Kind den Schulweg bereits beherrscht, können Eltern es gelegentlich begleiten. Einerseits ist der gemeinsame Spaziergang zusätzliche Familienzeit, die sich für Gespräche nutzen lässt. Andererseits überprüft Ihr dabei, ob dem Nachwuchs noch alle Verkehrs- und Verhaltensregeln im Gedächtnis geblieben sind.
Damit Kinder auf dem Weg zur Schule leicht von anderen Verkehrsteilnehmern gesehen werden, empfiehlt sich helle Kleidung. Jacken oder Hosen in knalligen Farben sind in der Dämmerung leichter auszumachen als schwarze Kleidungsstücke. Bei Kinderjacken dienen integrierte Reflektoren als zusätzlicher Schutz.
Diese sollten auch auf dem Rucksack und der Sporttasche angebracht sein, um die Sichtbarkeit des Kindes zu verbessern. Seine Sicherheit auf dem Schulweg nimmt zu, wenn andere Verkehrsteilnehmer es bereits aus rund 100 Meter Entfernung erkennen.
Autofahrer sehen größere Gruppen von Kindern übrigens schneller als ein einzelnes Schulkind. Ratet Eurem Nachwuchs daher, sich auf dem Schulweg Gleichaltrigen anzuschließen.
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