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Lesender Junge

Lesende Helden - wie bringt man Jungs zum Lesen?

Immer mehr Kinder und Jugendliche haben Schwächen in einer unserer wichtigsten Kulturtechniken: dem Lesen. Besonders Jungen lesen immer weniger und mittlerweile steht fest: Jungen lesen anders - das ist immer öfter der Tenor von Fachleuten und Forschern. In einigen Bundesländern gibt es bereits Leseförderprogramme speziell für Jungs.

Der Autor Frank Maria Reifenberg hat eine Reihe speziell für Jungen entwickelt. Als erstes Buch ist 60 Sekunden entscheiden über dein Leben, Der Schrecken der Tiefsee* erschienen. In diesem Band führt Reifenberg die Leser nach Pointer Bay, zehn Meter unter den Meeresspiegel: Hier ist Randy einem illegalen Haijäger auf der Spur. Doch plötzlich schwimmt ein Hai direkt auf Randy zu. Der Junge hat 60 Sekunden, um sein Leben zu retten.

Frank Maria Reifenberg beschäftigt sich seit rund acht Jahren mit der Leseförderung für Jungen, auch von der wissenschaftlichen Seite. Er arbeitet mit dem Institut für Sprache und Wissenschaft der Universität zu Köln zusammen und ist dort Lehrbeauftragter für Leseanimation für Jungen. Gemeinsam mit den Studierenden entwickelt er Workshop-Formate speziell für Jungen, die sie in ausgewählten Schulen umsetzen.

Lest hier, was er zum Thema „Lesende Helden - wie bringt man Jungs zum Lesen?“ zu sagen hat:

1. Haben Bücher bei Jungen ein Image-Problem?

Bei vielen Jungen ganz ohne Zweifel, für sie sind Bücher „Mädchenkram“. Sie erleben den größten Teil des Sprach- und Schrifterwerbs als eine weibliche Kulturpraxis. Alle wichtigen Vermittler – angefangen beim Vorlesen – sind vorwiegend Frauen. Selbst lesende männliche Vorbilder gibt es sehr wenige, auch in den Büchereien oder Buchhandlungen treffen sie meistens auf Frauen.

2. Wann fängt Lesemotivation an?

Es kann nicht oft genug wiederholt werden: Regelmäßiges Vorlesen legt den Grundstein für eine Lesekarriere. Für Jungs ist natürlich der vorlesende Vater besonders wichtig. Hier erlebt er zum ersten Mal, dass Lesen auch Männersache ist.

3. Fühlen sich Jungen durch spezielle Förderung wie „Außenseiter“?

Nein. Gerade in den unteren Klassen, also zwischen der 4. und 6. Stufe, finden die Jungen es sogar toll, dass es etwas nur für sie gibt. In diesem Alter ist es schwierig, die Interessen von Jungen und Mädchen unter einen Hut zu bringen, also machen die Jungs mal was unter sich.

4. Wie müssen Bücher sein, damit Jungen sie lesen? Wer Jungen zum Lesen motivieren will, muss die Leselust in den Vordergrund stellen. Es darf krachen und scheppern. Aktionsreiche und spannende Bücher erfüllen stärker das Bedürfnis nach Unterhaltung und Ablenkung: Ein starker Held, der die Probleme löst und nicht selbst das Problem ist. Es geht nicht darum, unreflektierte Rambo-Typen und zickige Barbie-Mädels in die Welt zu setzen – innerhalb der Geschichten muss natürlich Platz für Tiefe, für Themen, für Gefühle und Differenzierungen sein.

5. Wie finden Kinder das richtige Buch?

Eine einfache Regel geht so: Lege die flache Hand auf den Tisch und ziehe bei jedem Wort, das du nicht kennst, einen Finger ein. Wenn du nach der ersten Seite eine Faust vor dir siehst, ist das Buch zu schwer. Dann die 10-Seiten-Regel: Wenn dir ein Buch nach zehn Seiten nicht gefällt, leg es weg. Es gibt genug spannende Bücher.

6. Was machen Sie in Ihren Büchern anders?

Zunächst einmal schreibe ich nur über Dinge, die mich interessieren oder mir Spaß machen. Nicht ohne Grund tauchen wir mit dem ersten Band von „60 Sekunden“ hinab zu den Haien. Ich bin schon mit Haien getaucht und ich glaube, man spürt meine Faszination auch im Buch. In allen meinen Büchern ist Neugier ein starker Motor. Ich möchte Dinge ergründen, verstehen.

7. Was steckt hinter dem Konzept von „60 Sekunden“?

Wir verarbeiten die Erkenntnisse über das Leseverhalten von Jungen, für die dicke Schmöker noch eine unüberwindbare Hürde sind: in sich geschlossene Geschichten, sehr überschaubare Längen, viele Bilder. Zusätzlich lockern wir den Text durch kurze Sachbuch-Elemente auf. Vor allem nehmen die Bücher den einen entscheidenden Augenblick des Abenteuers in den Fokus: Die Minute, in der es um alles geht. Du hast keine Zeit für lange Abwägungen - du musst entscheiden und deine Lösung hat Folgen. Leben oder Tod.

8. Wie können Eltern Jungen (und vielleicht auch Mädchen) zum Lesen bewegen?

Ich rate zu gemeinsamen Besuchen in der Buchhandlung oder der Bücherei. Eltern sollten auch Lesepartner sein und sich selbst mit den Büchern beschäftigen. So zeigen sie ihren Kindern, dass sie sich für ihre Ideen und Bedürfnisse interessieren und offen sind. Gemeinsame Leserituale helfen auch, zum Beispiel eine feste Vorlese- oder gemeinsame Lesezeit, in der die Jungen selbst bestimmen dürfen, was gelesen wird. Der Trainingseffekt von regelmäßigen Leseeinheiten ist enorm.

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